Ein Rennen unter Tage - das ist ja mal was ganz anderes. Da kann die
Beleuchtung endlich mal zeigen was Sie kann.
Das dies keine Veranstaltung für Langschläfer ist,
wird schon
beim Lesen der Ausschreibung klar. Anmeldung und Startnummernausgabe
zwischen 6:00 und 7:00 Uhr. Zumindest war die Anreise war problemlos,
ich bin halb sieben im Sportcenter Schlotheim. Nach einer freundlichen
Begrüßung bekomme ich die Startnummer 52. Die Nummer
bekommt
auch gleich Ihren Platz am Lenker meines frisch geputzten Bikes.
Noch etwas ausruhen und kurz nach Sieben setzen sich einige Fahrzeuge
gemeinsam in Bewegung. Ich schließe mich denen an und nach
einer
knappen halben Stunde ereichen wir unser Ziel, das Erlebnisbergwerk
Sondershausen. Auf dem Parkplatz ist schon einiges los, Bikes werden
ausgeladen, startklar gemacht und Lampen montiert. Wir stehen am
Förderkorb an um endlich in die Tiefe zu kommen. Es ist ganz
schön frisch, hoffentlich kommen wir bald unten im Warmen an.
Fünf Bikes + Fahrer passen in den Förderkorb, es ist
verdammt
eng. Umfallen kann man definitiv nicht. Nach etwa drei Minuten Fahrt
sind wir dann angekommen 680m unter der Erdoberfläche. So
jetzt
einen schönen Parkplatz fürs Bike suchen und
umziehen. Es ist
angenehm warm. Bei einem kleinen Rundgang kann man sich den Konzertsaal
und die "Partymeile" ansehen. Echt gemütlich hier unten. Die
Zeit
zieht sich ganz schön in die Länge bis endlich alle
Fahrer,
Begleiter und die zahlreichen Helfer angekommen sind.
So, alles scheint so weit zu sein, die Streckenbesichtigung steht
bevor. Allerdings leider nicht mit dem Bike. Wir werden, wie alle
Besucher, auf offenen LKW durch die Gänge gefahren. Eins wird
jetzt klar: die Kurven sind eng und die Anstiege verdammt knackig. Vom
Fahrer gibts auch gleich noch ein paar Tips: "Ja nicht aufstehen, da
dreht das Hinterrad durch und ihr kommt nicht wieder aufs Bike". Die
Strecke ist aber doch beleuchtet. Zumindest gibt es im 50 bis 100 Meter
Abstand Lampen.
Nach Ende der Besichtigung werden noch schnell die Streckenposten und
Sanitäter ausgefahren und wir dürfen uns schon mal
der
Reihenfolge nach am Start aufstellen. Gestartet wird im 10 Sekunden
Abstand, also eigentlich ein Zeitfahren. Die ersten gehen bereits auf
die Reise, ich versuche noch mich etwas warm zu fahren. So endlich bin
ich dran. Der Countdown läuft: 3 - 2 - 1 - Start! Jetzt geht
es
los! Nach zwei 90° Kurven fahre ich gleich durch eine kleine
Pfütze, mir spritzt das Salzwasser ins Auge - das
fägt ja gut
an! Der erste Anstieg kommt, ich versuche mich etwas zurück zu
halten - Puls 170. Bisher war mir noch garnicht aufgefallen, wie
trocken die Luft hier wirklich ist. Ich bin den Anstieg noch nicht
einmal bis zur Hälfte oben und habe schon das Gefühl
Sand zu
atmen. So langsam beginne ich zu grüben: Hätte ich
lieber die
Lampe gegen eine zweite Trinkflasche tauschen sollen? Es dauert nicht
lange, da überholt mich auch schon die Nummer 53. Naja bei
meinem
aktuellen Trainingszustand ist es auch kein Wunder das es noch
Schnellere gibt. Übrigens hatte der LKW Fahrer recht, die
Fahrspuren sind extrem glatt. Dazwischen liegt loses Salz, das
färht sich wie auf Sand - das ist auch nicht wirklich besser.
Also
doch lieber auf den Spuren bleiben! So der erste Anstieg ist geschafft,
ich habe auch schon einige Andere überholt. Jetzt geht es bis
zum
Ende der Runde tendenziell bergab. Der Boden besteht
größtenteils aus lockerem Salz, gelegentlich komme
ich ins
Schlingern. Am schwierigsten sind aber die Kurven. Die
meisten
biegen um 90° ab und mann kann sie nicht einsehen. Ich bremse
zumeist viel zu spät und muß dann viel zu eng und zu
langsam
an der Wand vorbei - also merken: In der nächsten Runde
früher bremsen!
Die erste Runde ist geschafft. Tempo war bisher OK, geht vielleich noch
etwas schneller. Zumindest kann ich die Kurven besser
einschätzen und dadurch flüssiger fahren. Die
nächsten vier Runden verlaufen recht unspektakulär,
doch ab Runde 6 machen sich die steilen Anstiege bemerkbar. Es kneift
inzwischen ziehmlich unangenehm in den Oberschenkeln. In der 6. Runde
sind auch meine Getränkevorräte erschöpft.
Ohne Getränk weiterfahren - unmöglich. Also
muß am Ende der Runde "nachgetankt" werden. Das geht
eigentlich relativ schnell, obwohl ich mich beim zuschrauben der
Flasche ziehmlich blöd anstelle. Also weiter gehts und erst
mal richtig trinken. Die 7. Runde ist echt der Hammer, die Anstiege
werden quälend lang. Bergab ist nicht mehr wirklich erholsam.
Nun beginnt endlich die letzte Runde. Jetzt heißt es noch
treten, treten, treten! Ein letztes mal diese fiesen Rampen hoch. Nur
noch eine Runde! Jetz muß man nicht mehr haushalten, jetzt
kann man alles geben was noch in einem steckt. Diese letzte Rund tut
zwar weh, aber sie war bestimmt nicht die langsamste. Die Entfernung
zum Ziel wird immer geringer. Und endlich ist es geschafft.
Zieleinlauf! Geschafft! 1:46:16, mal sehn was diese Zeit am Ende wert
ist.
So jetzt erst mal das Bike wegstellen und die Beine lang machen. Die
meisten, die jetzt nach und nach ins Ziel kommen sehen ganau so fertig
aus wie ich mich fühle. Es werden immer weniger, die noch auf
der Strecke sind. Etwas über eine Stunde nach meinem
Zieleinlauf wird auch schon der letzte Finischer mit einem
großen Applaus begrüßt. Wenige Minuten
später wird auch schon zur Siegerehrung gerufen. Es werden
geehrt: die Damen, die Hobbyfahrer über 35, die Hobbyfahrer
bis 35 und die Lizenzfahrer. Für mich reicht es in der Klasse
Hobbyfahrer bis 35 immerhin zum 3. Platz. Dafür gibt es einen
Pokal und eine Flasche Sekt.
Fazit: Es ist schön bei trübem Novemberwetter ein
Radrennen in warmer Umgebung und in kurzer Keidung fahren zu
können. Die Strecke ist aber sehr kräftezehrend und
die
trocke Luft verschlimmert das ganze noch. Allerdings wie immer gilt:
Wenn man es eilig hat, sieht man von der Strecke nur die Fahrspur,
alles Andere links und rechts der Strecke nimmt man kaum wahr.
externe Links:
http://sportcenter-schlotheim.de